Jugendleiterfortbildung 2005

/ Juni 15, 2005/ 2005, JuLeiCa

Wer schon einmal oben auf einer Leiter gestanden hat, weiß Bescheid: Die Welt sieht von oben ganz anders aus. Doch es ist nicht nur dieser Perspektivwechsel, der das Erklimmen neuer Höhen so interessant macht. Hoch über dem Boden warten ganz neue Herausforderungen auf uns. 

Diese Gedanken bewogen den Schulungskreis der Kolpingjugend, als die Planungen für die diesjährige Gruppenleiterfortbildung anstanden. Hoch hinaus sollte es gehen – Klettern in Felsen und Hochseilgärten unter dem Stichwort der Erlebnispädagogik waren als Themen der Fortbildung angedacht. 

Konkret bereitete der Schulungskreis Ende Mai das Kletterabenteuer im Hochseilgarten in Hannover vor. Die eigentliche Gruppenleiterfortbildung im Juni musste dann aus technischen Gründen vom Hochseilgarten in die Kletterfelsen des Iths verlegt werden. Bei beiden Aktionen waren erfahrene Trainer dabei, die sich um die Sicherheit, das Programm und auch die Kletterausrüstung gekümmert haben. 

Schnell wurde bei beiden Klettertagen klar: Beim erlebnispädagogischen Klettern geht es bei weitem nicht nur um Spaß an der Freude. 

Viel mehr wurde deutlich, wie wichtig zum einen das Vertrauen zur Gruppe wie auch zur eigenen Person ist. 

Bei beiden Kletteraktionen fing das Programm mit kooperativen Spielen an, bei der jeweils die gesamte Gruppe eine Aufgabe lösen musste, bei der es buchstäblich auf jeden Einzelnen ankommt. So stand die Gruppe etwa vor dem Problem, alle Gruppenmitglieder sicher über ein in etwa 1,20 m Höhe gespanntes Seil zu befördern, ohne dies zu berühren. Dies klingt an sich nicht schwierig, hat aber bei der Durchführung der Aufgabe viel Kopfzerbrechen und Zeit gekostet – besonders beim letzten Gruppenmitglied, das noch alleine auf der Startseite des Seil stand. 

Und so ging es auch beim Klettern weiter. Auch hier kommt es im höchsten Maße auf ein überlegtes Miteinander an. Sei es beim Klettern im Felsen, bei dem der Kletterer vom Boden aus gesichert werden muss und sein Leben „im Fall des Fallens“ ganz seinen Gruppenkollegen am Sicherungsseil anvertrauen muss, oder im Hochseilgarten bei Kletterübungen, die gar nicht alleine zu bewältigen sind, wie etwa der „Jakobsleiter“, bei der die Sprossen bis zu 1,70 m auseinander liegen und somit der Eine den Anderen Hochschieben bzw. Hochziehen muss. 

Neben diesem „Wir“-Gedanken kommt aber auch die Auseinandersetzung mit sich selbst nicht zu kurz. Die eingangs beschriebene Leiter in Zimmerhöhe bringt uns zumeist noch keine großen Schwierigkeiten. Anders ist dies bei Höhen von sechs bis neun Metern im Seilgarten oder bis zu zwanzig Metern am Kletterfelsen. Trotz des bewussten Wissens um die Sicherung schlägt die Höhenangst zu – besonders auf wackeligem Untergrund wie auf der „Trust Bridge“ im Seilgarten, einer Hängebrücke in sechs Metern Höhe, auf der einige Sprossen fehlen. 

Hinzu kommt auch die Tatsache, dass alle Übungen auch körperlich anstrengend sind – man ist am Ende froh, es geschafft zu haben. 

Und man hat etwas geschafft – nicht nur die Höhe oder die wackelige Brücke ist überwunden, sondern auch der „innere Schweinehund“. Dieses gute Gefühl ist der vielleicht wichtigste Teil des erlebnispädagogischen Kletterns. 

Sicherlich ist erlebnispädagogisches Klettern keine Aktion, die sich in jeder Gruppenstunde einsetzen lässt. Dennoch kann der Grundgedanke, nämlich gemeinsam außergewöhnliches zu schaffen und somit in neue Höhen vorzudringen, auch in der Gruppenarbeit vor Ort fruchten. Einfache Erlebnispädagogische Spiele und Elemente sind ohne großen Aufwand zu realisieren – und vielleicht ist ein Ausflug in die Kletterfelsen oder in den Hochseilgarten auch mal ein echtes Erlebnis für die Jugendgruppe.

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